- exemplarisches Lernen
- exemplarisches Lernen,Unterrichtsweise, bei der anstelle vollständiger Stoffdarbietung thematische Schwerpunkte gesetzt werden, die dem Schüler an ausgewählten Beispielen das Verständnis einer ganzen Sachstruktur ermöglichen sollen. Die beispielhafte Auswahl des Stoffes orientiert sich am »Elementaren«, d. h. den grundlegenden Lern- und Unterrichtsgegenständen eines Faches, den Grundbegriffen, auf denen es aufbaut, und am »Fundamentalen«, den Grunderfahrungen menschlichen Lernens (z. B. das Mathematische, das Sprachliche). Trotzdem bleibt die Herstellung eines Gesamtzusammenhangs beim exemplarischen Lernen ein Problem, und die bruchstückhafte Vereinzelung der Kenntnisse der Schüler ist keine seltene Erscheinung. Als ergänzender Unterricht wird deshalb orientierendes Lehren notwendig. Das exemplarische Lernen wurde von M. Wagenschein für den mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht entwickelt und auch für verschiedene andere Fächer ausgearbeitet (Geschichte, Erdkunde, Biologie, Religion). Als didaktisch entscheidend wird der Einstieg in einen exemplarischen Inhalt eingeschätzt, der das entdeckende Interesse des Schülers wecken soll, der so zur für das exemplarische Lernen wesentlichen Selbsttätigkeit motiviert wird. - Die Begriffe des Fundamentalen und Elementaren werden heute als bildungstheoretische Begriffe eingestuft und als didaktisches Mittel infrage gestellt. Zur Ökonomisierung des Lehrstoffes wird jedoch das »Exemplarische« oder »Repräsentative« neben einem Denken in Modellen herangezogen.M. Wagenschein: Naturphänomene sehen u. verstehen. Genet. Lehrgänge (1980);M. Wagenschein: Verstehen lehren (71982);H. Scheuerl: Die exemplar. Lehre. Sinn u. Grenzen eines didakt. Prinzips (31969);H. Roth: Orientierendes u. exemplar. Lehren, in: H. Roth: Pädagog. Psychologie des Lehrens u. Lernens (161983);H. Becker: Stoffülle und Stoffreduktion in der Weiterbildung (1993).
Universal-Lexikon. 2012.